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Beitrag vom 09.11.2002
Drama über Freundschaft, Schuld und Liebe
Anja Kesting
Wie die Vergangenheit allgegenwärtig ist und einen einholt, wenn frau damit am wenigsten rechnet, das zeigt der deutsch-österreichische Film: Epsteins Nacht
"Du hast mich gesucht, aber ich hab dich gefunden", - mit diesem Ausspruch von Hanna Liebermann (Annie Girardot) nimmt das Drama von lebenslanger Freundschaft, verzehrender Liebe und persönlicher Schuld seinen Lauf.
Mit zahlreichen Rückblenden in die verschiedenen Stationen und Begebenheiten ihres Lebens erzählt Regisseur Urs Egger die Geschichte von Jochen, Karl, Adam und Hanna.
Nach 15 Jahren Gefängnis kommt Jochen Epstein (Mario Adorf) in seine Berliner Wohnung zurück. Zum letzten Mal, hier hält ihn nichts mehr, alle seine Freunde sind tot, dieser Ort ist mit traurigen Erinnerungen behaftet. Er will nur weg aus Deutschland, seine Vergangenheit hinter sich lassen.
Doch dann tritt Hanna Liebermann (Annie Girardot), eine totgeglaubte Freundin aus Kindheitstagen, in seine Wohnung und damit auch wieder in sein Leben. Die alten Erlebnisse, die auch zur seiner Verurteilung wegen Mordes führten, sind wieder gegenwärtig.
Weihnachten 1985. Die drei jüdischen Freunde Jochen Epstein, Karl (Otto Tausig) und Adam Rose (Bruno Ganz) haben ihre Nachbarn zu einem Weihnachtsfest eingeladen. Epstein und Adam Rose begleiten die Tochter der Haushälterin (Nina Hoss) in die Spandauer Kirche zum Chorsingen.
Dort glauben sie in Pfarrer Groll (Günter Lamprecht) ihren ehemaligen Peiniger, SS Hauptsturmbannführer Giesser, aus dem KZ Birkenau wiederzuerkennen. Giesser war damals alleiniger Richter über Leben und Tod der Insassen. Tag für Tag ließ er willkürlich Menschen töten. Das Grauen dieser Vergangenheit hat die Freundschaft Epsteins zu den Gebrüdern Rose auf immer geprägt.
Es kommt tags darauf zur finalen Auseinandersetzung zwischen den ehemaligen Lagerinsassen und dem Priester, der zuerst leugnet, dann gesteht und schließlich das schreckliche Geheimnis von Epstein offenbart. Keiner der vier Männer verlässt die Kirche so, wie er sie kurz vorher betreten hat.
Epsteins Nacht - ein Film, der einen gefangen nimmt, nicht wieder los lässt und zum Nachdenken über das Unmenschliche im Menschen, über quälende Vergebung und tiefgehende, bis hin zu aufopferungsvoller Freundschaft anregt. Zudem zeigt Regisseur Urs Egger, wie sehr noch heute, die überlebenden KZ-Insassen unter den Geschehnissen des dritten Reiches leiden.
DarstellerInnen: Mario Adorf, Günter Lamprecht, Bruno Ganz, Annie Girardot, Nina Hoss
Regie: Urs Egger
Länge 85 Minuten
Kinostart 7. November 2002
Filmkunst 66
Freigegeben ab 12 Jahren
Genre: Drama
www.epsteins-nacht.de